94209 Regen, Karin Rupprecht

Das Schulterherein

Die Lektion des "Schulternherein" auf wurde angeblich “erfunden” vom französischen Reitmeister François Robichon de la Guérinière (1688-1751). In seinem Werk „Reitkunst“ (1733) beschreibt er das Schulterherein als “Mittel Für und Wider alles in der Ausbildung des Pferdes”. Auch der große portugiesische Reitmeister Nuno Oliveira (1925-1989) schreibt, “das Schulterherein heile alles” und bezeichnet es als das “Aspirin der Reitkunst”. Dabei ist besonders erwähnenswert, dass beide Reitmeister ausschließlich das Schulterherein auf vier Hufspuren als gymnastisch wertvoll erachten.

Das Schulterherein gehört zum normalen Bewegungsrepertoire jedes Pferdes. Beim freien Spiel auf der Weide ist das Schulterherein in allen Gangarten oft zu beobachten. Für mich gehört das Schulterherein deshalb zu den ersten Übungen, die das Pferd BEWUSST lernt. Durch das Schulterherein trainiert das Pferd Koordination und Körperbewusstsein. Die Übung wirkt sowohl kräftigend-stabilisierend als auch lösend-dehnend-mobilisierend sowie versammelnd – je nach Abstellungswinkel, Aufrichtung und Tempo. Dementsprechend positiv ist der Effekt für die Psyche und das Selbstvertrauen des Pferdes (natürlich vorausgesetzt die Übung wird ohne Zwang und für das Pferd verständlich nachvollziehbar geschult). Das Schulterherein ist deshalb für mich fester Bestandteil des Aufwärm- sowie des Entspannungsprogrammes für das Pferd. Dabei wähle ich Biegung, Abstellungswinkel, Kopf-Hals-Höhe sowie Tempo entsprechend der jeweiligen Situation und dem momentanen Ziel.