April 2023 - Die Arbeit an der Hand wird glücklicherweise immer beliebter bei vielen Pferdemenschen.
Die Vorteile sind: das Pferd wird ohne Reitergewicht in den Reiterhilfen geschult, lernt sich auszubalancieren, zu biegen und entwickelt "Reitpferdemuskulatur".
Diese anspruchsvolle Beschäftigung mit dem Pferd sollte allerdings nicht unterschätzt werden.
Voraussetzungen für den Menschen sind: klare und eindeutige Körpersprache, Gefühl und Bewusstheit für die eigene Körperspannung und die eigenen Bewegungen, Koordinationsvermögen, Feingefühl und Souveränität. Weiterhin muss der Mensch ein klares inneres Bild von dem haben was er vom Pferd möchte. Das innere Bild ist für mich eine wichtige Hilfe. Und Hilfen sind die Sprache zwischen Mensch und Pferd. Allerdings müssen die Buchstaben erst gelernt werden - und zwar von Mensch und Pferd. Dann erst kann man Wörter bilden und daraus dann ganze Sätze formen. Die bewusste Wahrnehmung der eigenen Stimmung und Körpersprache ist dabei die Basis für alles Weitere. Hintergrundwissen ist ebenfalls wichtig: welche Bewegungen möchte ich dem Pferd nahe legen und warum. Wie sieht die "richtige" Bewegung aus - wie fühlt sie sich an. All das kann man lernen und es bereitet große Freude.
Wichtige Voraussetzunge beim Pferd ist eine solide Grunderziehung in Sachen Höflichkeit und Respekt.
Bei der Arbeit an der Hand bin ich verhältnismäßig nahe im Kopfbereich des Pferdes. Das Pferd muss gelernt haben, dass es mich nicht bedrängen oder gar wegschieben darf. Über meine gelassene Körperhaltung und Stimmung vermittle ich dem Pferd Sicherheit. Distanzlosigkeit des Pferdes wird von mir in keinem Fall geduldet. Das Pferd muss das Fohlen-und Jungpferde-ABC kennen, also sich überall anfassen lassen, keine Angst vor der Gerte haben, gelassen stehen bleiben, sich von beiden Seiten führen lassen und zwar so dass weder getrieben noch am Strick gezogen werden muss. Idealerweise beherrscht das Pferd Stimmkommandos mindestens für Anhalten und Angehen und befolgt diese promt.
Dazu lege ich Wert auf das Vorwärts im reiterlichen Sinne. Vorwärts hat nichts mit Geschwindigkeit zu tun, sondern ist vielmehr eine Geisteshaltung des Pferdes: das Pferd ist bereit Energie zur Verfügung zu stellen. Dabei spielen Dynamik und Psychomotorik eine nicht zu unterschätzende Rolle. Sinnvolle Arbeit an der Hand wird unmöglich, wenn bei Mensch und/oder Pferd nicht die richtige Einstellung da ist und die Energie fehlt.
Oft ist es nötig vor der eigentlichen Arbeit an der Hand Mensch und Pferd im Vokabular der gemeinsamen Sprache also der Hilfengebung zu schulen, dazu nutze ich negative (-) und positive (+) Verstärker. Weiterhin wichtig ist das Timing der Hilfengebung sowie das Aussetzen der Hilfen. Ich erhalte nur dann ein an feinen Hilfen stehendes Pferd, wenn ich die Hilfe zur rechten Zeit nachlasse und das Pferd z.B. mit der Stimme belohne. Oft sind Pferd und Mensch Neueinsteiger in dieser gemeinsamen Beschäftigung - das heißt sowohl der Mensch also auch das Pferd müssen lernen. Umso mehr Disziplin, Geduld und Durchhaltevermögen wird vom Menschen benötigt.
Das soll jetzt nicht abschrecken, sondern vielmehr ermutigen nicht gleich aufzugeben, wenn es mit der Arbeit an der Hand nicht von Anfang an klappt wie man meint. Es ist eine große Herausforderung und benötigt viel Übung, Zeit und Geduld.
Bitte dem folgenden Link zum öffentlichen Facebook-Beitrag folgen um zu den Fotos zu gelangen:
👉 Fotos_Arbeit_an_der_Hand
👉 Fotos_Arbeit_an_der_Hand