94209 Regen, Karin Rupprecht

12. Freiarbeit mit Pferden

Dezember 2022 - Hat die Freiarbeit mit Pferden etwas mit Freiheit zu tun? Was bedeutet Freiheit?
Der Beitrag der lieben Jessy Habermann von https://www.facebook.com/natural.horsing zum Thema Freiheit hat mich zu einigen Gedanken inspiriert.
Was bedeutet Freiheit im Umgang mit Pferden und hat die Beschäftigung mit Pferden ohne Halfter und Strick bzw. Zaum etwas mit Freiheit zu tun.
Alle meine Gedanken hier nieder zu schreiben, würde den Umfang dieses Beitrages sprengen, deshalb nur die Erkenntnisse, die ich für besonders wichtig erachte.
Freiheit bedeutet für mich in vieler Hinsicht: ich habe eine Wahl zur Entscheidung.
Je mehr ich über Freiheit und deren Bedeutung nachsinne und in mich hineinfühle, desto mehr gehen meine Gedanken und Gefühle zudem in Richtung Verantwortung.
Indem ich die Wahl zur freien Entscheidung habe, bin ich verantwortlich für die Konsequenzen dieser Entscheidung. In Bezug auf mein Leben bedeutet Freiheit für mich in erster Linie Verantwortung zu übernehmen.
Auch was meine Pferde angeht, habe ich die Freiheit zu entscheiden, wie meine Pferde leben dürfen. Genau genommen sind meine Tiere meiner Entscheidungsfreiheit ausgeliefert. Umso wichtiger ist es für mich, meine Freiheit dahingehend zu nutzen, mich über alle körperlichen, geistigen und seelischen Bedürfnisse der mir anvertrauten Geschöpfe zu informieren und diesen nach bestem Wissen und Gewissen gerecht zu werden. Es ist ein großes Glück, dass wir Menschen in diesem Land in einem großen Rahmen diese Freiheit haben und wir sollten entsprechend verantwortungsbewusst damit umgehen.
Was hat dann die Freiarbeit mit Pferden mit Freiheit zu tun?
Ich denke, dass Pferde sich bei der Freiarbeit nicht frei fühlen Entscheidungen treffen zu können.
Bei meinen Pferden (und auch bei unserer Hündin) habe ich das Gefühl, wenn ich alles „Zubehör“ wegnehme, sind meine Tiere noch konzentrierter und achtsamer auf mich und mein Tun.
Ich empfinde es so, dass meine Tiere wahrnehmen, dass ich ihnen mein Vertrauen schenke, indem ich alles Materielle entferne und nur noch unsere Körper zur Kommunikation da sind.
Ohne vermenschlichen zu wollen, möchte ich behaupten, meinen Tieren geht es ähnlich wie mir, die gegebene Freiheit bedeutet Verantwortung.
Ich bin überzeugt, meine Tiere sind stolz darauf, dass ich ihnen vertraue, sie wissen, dass das „Freilassen“ Vertrauen bedeutet, sie wollen mein Vertrauen nicht enttäuschen und sind deshalb besonders achtsam.
Gleichzeitig bedeutet es für mich eine große Verantwortung mich dafür zu entscheiden, den Pferden keine weiteren Hilfsmittel als meine Körpersprache anzubieten. Sind meine Pferde bereit dafür oder fühlen sie sich überfordert und würden sich mit Hilfsmitteln sicherer fühlen?
Freie Entscheidungen treffen zu dürfen bedeutet das Freisein von materiellen Hilfsmitteln für das Pferd bzw. den Hund keinesfalls. Und wer das behauptet, sollte einmal ehrlich mit sich selbst sein.
Vielleicht sollten wir uns öfter fragen, was Freiheit für mein Pferd bedeuten könnte. Wie fühlt sich das Pferd, wenn der Mensch die Freiheit auf dem Rücken seines Pferdes genießt und in den Sonnenuntergang galoppiert o.ä.?
Ich nutze die Freiarbeit (also die Beschäftigung mit dem Pferd mit möglichst wenig Hilfsmitteln) gerne, um meine Körpersprache und meine Kommunikation bzw. meine Hilfengebung zu überprüfen – und eben auch die Achtsamkeit meiner Pferde zu schulen. Mit Freiheit im Sinne von Märchengestalt „Fury“ hat dies meiner Meinung nach nichts zu tun.
Selbstverständlich sieht es schön aus, wenn Pferd und Mensch ganz ohne Hilfsmittel kommunizieren - und es gibt wirklich ein wahnsinniges Gefühl der Verbundenheit mit dem Pferd … aber nur dann, wenn diese Freiarbeit pferdegerecht geschult und erarbeitet wurde und das Pferd nicht abgerichtet wurde oder Angst vor Strafe hat.
In diesem Sinne: wir können unseren Pferden zwar nicht die Freiheit ala „Fury“ geben, aber wir können immer wieder in unser Pferd hineinfühlen, um unseren Pferden größtmögliches Mitspracherecht einzuräumen und möglichst wenig Kontrolle auszuüben. Und die Bedürfnisse unserer Pferde zu achten und zu respektieren. So schenken wir unseren Pferden echte Freiheit, indem wir im Sinne der Pferde handeln. Wir haben die Wahl zu entscheiden – nutzen wir diese Freiheit in Sinne unserer Pferde!
Ich habe Euch für diesen Beitrag ein paar alte Fotos aus den Jahren 2004 und 2005 ausgesucht. Viel Vergnügen beim Angucken! Wie immer findet Ihr die Beschreibungen direkt in den Fotos.
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